BHGL-Forum: Massiver Fachkräftemangel erwartet
"Nach vielen Jahren der Expansion auf dem Beschäftigungsmarkt für Absolventen der Landschaftsarchitektur
und des Landschaftsbaues hätten sich in jüngster Zeit Sättigungstendenzen gezeigt, erörterte Landschaftsarchitekt und BHGL-Vizepräsident Engelbert Lehmacher. Er empfahl den Studierenden, bei der Wahl eines planerischen Schwerpunkts vorsichtig zu sein. Es würden vor allem Absolventen gesucht, die ausreichend technische Praxiserfahrung haben, um die Bauleitung zu übernehmen. Daher hält er eine Intensivierung der praxisorientierten Ausbildung insbesondere für den privatwirtschaftlichen Landschaftsbau sowie für die privaten Planungsbüros für zwingend erforderlich.
Nach Dr. Sabine Ludwig-Ohm vom Johann Heinrich von Thünen-Institut bilde der Garten- und Landschaftsbau mehr als doppelt so viele Auszubildende aus als der Produktionsgartenbau. Der Landschaftsbau habe es durch die im Gartenbau einzigartige Förderungseinrichtung zur Gewinnung von jungen Menschen für die Landschaftsbauausbildung AuGaLa geschafft, die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge kontinuierlich zu erhöhen. Mit dem Ausbildungsförderwerk Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. sei 1977 bundesweit eine Einrichtung geschaffen worden, die das Ziel habe, die Betriebe mit einer ausreichenden Anzahl von Fachkräften zu versorgen, die Qualität der Ausbildung zu erhöhen und die Ausbildung in den Unternehmen finanziell zu unterstützen. Im Produktionsgartenbau sei hingegen zukünftig mit erheblichen Problemen bei der Rekrutierung von Fach- und Führungskräften zu rechnen. Die sich auch in vielen anderen Branchen abzeichnenden Probleme bei der Fachkräftegewinnung würden die Probleme im Gartenbau zusätzlich verstärken.
Auch Walter Holbeck, Bildungsreferent vom Zentralverband Gartenbau (ZVG), erwartet aufgrund des demografischen Wandels einen deutlich spürbaren Fachkräftemangel im Gartenbau. Der Berufsstand solle deshalb bei der Gewinnung arbeitsmarktfähiger Fachkräfte neue Wege gehen. Geeignete Maßnahmen wären die Frauenquote in der Ausbildung zu erhöhen, Jugendliche mit Migrationshintergrund anzusprechen, die Ausbildungsreife sicherzustellen, die Berufsorientierung zu verbessern sowie Arbeitslose, An- und Ungelernte
nachzuqualifizieren. Ein weiteres Ziel müsse sein, die Nachwuchskräfte im Beruf zu halten.
Der Bachelor sei für die Bauleitung völlig ausreichend, so Franz Josef Sieg von der Sieg + Partner GmbH & CO. KG. Die Betriebe schulten die Absolventen ohnehin hinsichtlich der betriebsinternen Abläufe. Das Fachwissen der Absolventen sei in Ordnung. Die Betriebe vermissten jedoch zunehmend die sozialen Kompetenzen. Besonders große Sorgen bereiteten dem Garten- und Landschaftsbau, dass sich immer weniger Fachkräfte zum Meister und Techniker weiterqualifizieren ließen.
Für Andreas Kientzler von der Kientzler Jungpflanzen GmbH & Co. KG sind eine praktische Ausbildung oder ausreichend Praxissemester, administrative Kenntnisse, Personalführung und Sprachkenntnisse die wichtigsten Anforderungen an Bewerber. Da er keine guten Erfahrungen mit Stellenausschreibungen gemacht habe, gewinne er seine Fach- und Führungskräfte über Initiativbewerbungen, soziale Netzwerke und ehemalige Praktikanten. In allen Bereichen seines Unternehmens seien vor allem Bachelorabsolventen gefragt.
BHGL-Präsident Professor Dr. Uwe Schmidt resümierte, die Studierenden sollten sich bereits frühzeitig im Studium orientieren, in welchem Bereich sie später arbeiten möchten. Beispielsweise durch Praktika oder Mitgliedschaften in Berufsverbänden könnten sie somit gezielt Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern aufbauen. (BHGL)
(c) Quelle: ZVG
(c) DEGA online, 11.11.11