Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.

Aktuelle „Grüner Markt”-Umfrage
Klimaschutz: Die grüne Branche Vorreiter?

„In spätestens 13 Jahren droht uns eine Klimakatastrophe", titelte vor kurzem die Boulevardpresse. Weil fossile Energieträger zur Neige gehen, soll der Strombedarf künftig durch alternative Energiequellen und die Verwendung regenerativer Rohstoffe gedeckt werden. Ein weiteres brandaktuelles Thema sind die CO2-Emissionen. Wie ernst nehmen Unternehmer der grünen Branche die Warnungen? Nicht alle Befragten sahen einen Anlass, darüber nachzudenken. Doch einige Inhaber von Gartencentern haben in Sachen Umweltschutz gute Ideen in petto.

Die düsteren Schlagzeilen über drohende Klimakatastrophen möchte Andreas Richter nicht kommentieren: „Das alles klingt ziemlich hysterisch. So lange mir keine qualifizierten Daten vorliegen, werde ich mich dazu nicht äußern", so der Inhaber des Gartenfachmarkts Richter, Chemnitz. Nichtsdestotrotz muss der Unternehmer in seinem Betrieb immer wieder aufs Neue die Klimaführung und Effizienz des
Energieverbrauchs auf den Prüfstand stellen. „Wir haben schon über die Installation einer Solaranlage nachgedacht", berichtet Andreas Richter. Die Voraussetzungen seien in seinem Betrieb geradezu ideal, aber: „Allein mit Eigenkapital könnten wir solch eine Anlage nicht finanzieren und die Fördermöglichkeiten sind zur Zeit nicht ausreichend", bedauert er.
Der Unternehmer sieht indessen politischen Handlungsbedarf, und zwar auf globaler Ebene. „So schwierig es auch sein mag: Wir können nur etwas erreichen, wenn die Politiker aller Staaten in puncto Klimaschutz eng zusammenarbeiten." Gerade bei der Nutzung regenerativer Energien nehme Deutschland mittlerweile eine führende Rolle ein. Richter: „Dies belastet aber auch erheblich die Wirtschaft." Weil die Klimaveränderung die gesamte Menschheit betreffe, müssten alle Staaten ein gemeinsames Konzept für den Klimaschutz verabschieden.

Auch Dr. Hans Hermann Buchwald meint, dass die Prognosen zur Klimaentwicklung übertrieben dargestellt werden. „Aber zumindest werden die Menschen dadurch wachgerüttelt", so der Inhaber des Buchwald Pflanzencenter in Bad Malente. Er selbst denkt gerade über die Kooperation mit einer Biogasanlage nach, um seine Gärtnerei und das Gartencenter künftig mit Abwärme zu beheizen. „Auch Kohle wäre kostengünstig. Aber das ist ja mittlerweile eine Technologie von vorgestern", so Dr. Buchwald.
In erster Linie müssten weltweit die Politiker auf die Klimaentwicklung reagieren. „In zahlreichen Ländern sogar noch dringlicher als in Deutschland", appelliert er. Aus unternehmerischer Sicht könnte es zwar nicht schaden, wenn es in Norddeutschland ein paar Grade wärmer würde: „Dann könnten wir ein mediterranes Pflanzensortiment anbieten", so die Vision von Dr. Buchwald. Doch die Gefahr, dass die Naturkatastrophen zunehmen, wiege schwerer.

Silvia May, Geschäftsführerin der Tropica GmbH Kriftel/Taunus, ging bereits vor einem Jahr mit der Installation einer neuen, mit Holzhackschnitzeln betriebenen Heizungsanlage „in Vorleistung". „Die Schlagzeilen über die CO2-Emissionen haben uns sehr nachdenklich gestimmt", gibt die Unternehmerin zu. Insofern war die Entscheidung für die neue Heizung richtig. „Zur Zeit sparen wir noch im Vergleich zu einer ölbetriebenen Heizung. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass aufgrund zunehmender Nachfrage die Kosten für alternative Brennstoffe steigen werden", befürchet May.
Und dennoch: Entscheidend ist, dass die neue Heizung CO2-neutral ist. Deshalb wird sich die Unternehmerin im nächsten Jahr auch für den Kauf eines neuen Fahrzeugs mit möglichst geringem CO2-Ausstoß entscheiden. „Die Technologie ist aber davon abhängig, welche alternativen Treibstoffe in unserer Region angeboten werden", räumt sie ein. Eine weitere Möglichkeit, Energie zu sparen, ist die Installation innovativer Leuchtkörper.
Silvia May glaubt, dass gerade die grüne Branche in puncto Klimaschutz eine Vorreiterrolle spielt: „Wir sind einfach näher dran. Vor einem Jahr haben wir uns noch keine Gedanken darüber gemacht. Jetzt achten sogar unsere Mitarbeiter darauf, Energie einzusparen."
Die Politiker sollten sich noch mehr als bisher für den Klimaschutz einsetzen: „Der Ansatz von Angela Merkel muss weltweit intensiv weiterverfolgt werden." Silvia May sieht noch viele Möglichkeiten, um CO2-Emissionen zu vermeiden: „Subventionierte Billigflüge in ferne Länder müssen nicht sein." Innerhalb Deutschlands kommt man ihrer Meinung nach mit dem ICE beinahe genau so schnell wie mit dem Flieger ans Ziel. Und Erdbeeren schmecken in der Saison allemal besser als zu Weihnachten.

Reinhard Wylegalla,
Leipzig