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Rain/Lech: Positive Signale aus der Gärtnersiedlung

Das vergangene Jahr kann für den Gartenbau zu einem der schwierigsten in der vergangenen Zeit gezählt werden. Da ist es gut, wenn in der Branche positive Signale gesetzt werden können.

Die gesamte Produktionsfläche der Gärtnersiedlung von 165 000 m² im Eröffnungsjahr ist um circa 40 % auf nun 236 000 m² im Jahr 2005 ausgebaut worden.
Die Firma Dehner wird in diesem Jahr ihr 96. Gartencenter eröffnen. Für 2006 ist die Überschreitung der 100-Gartencenter-Marke geplant. Um mit dem stetigen Wachstum der Gartencenterkette Schritt halten zu können und eine pünktliche und ausreichende Versorgung der neuen Häuser mit Ware zu garantieren, wächst auch die Gärtnersiedlung in Rain am Lech. Die sieben Betriebe, die zur Eröffnung im Jahr 2000 mit einer gesamten Unterglasfläche von 150 000 m² starteten, können bereits auf eine mehrfache Flächenerweiterung verweisen. In den vergangenen Jahren wurde über die Erweiterungen der Firma Hartmann GbR (12 000 m² Hochglas), Alfons Hartmann (6 000 m² Hochglas) und Müller Gartenbau KG (10 000 m² Freiland) berichtet.
Auch im vergangenen Jahr haben sich zwei Betriebe entschieden, die bestehenden Produktionsflächen nach Absprache mit dem Vermarkter zu erweitern. Im Herbst 2004 haben die Bauarbeiten begonnen und bis KW 12 zum Abschluss gebracht.

F-Clean-Folie im Einsatz
Die Firma Alfons Hartmann Gartenbau, die sich auf die Produktion von Gemüsejungpflanzen spezialisiert hat, erweitert den Betrieb um 5 000 m² auf eine Gesamtfläche von 45 000 m². Gebaut wurde mit der Firma Boeters Glastuin-
bouwprojecten BV/De Lier, in Venlobauweise. Der Neubau ist als Cabrio konzipiert, um sowohl den hauptsächlich angebauten Gemüsejungpflanzen als auch Frühjahres- und Herbstviola Freilandbedingungen zu ermöglichen, aber auch den Wetterschutz zu gewähren. Besonderheit dabei ist, dass von der Fläche zwei Fünftel mit Glas eingedeckt werden, drei Fünftel mit der neuen ETFE-Folie F-Clean. Dadurch wird es möglich, einen direkten Vergleich der Eindeckmaterialien anzustellen. Der Betrieb erhofft sich eine wesentliche Qualitätsverbesserung durch den Einfall des UV-Licht-Anteils.
Geheizt wird mit Gaskanonen. Die Bewässerung der Kulturen erfolgt über Gießwagen von Rathmakers, Wankum. Bezugsfertig ist die neue Anlage seit KW 5.
Betriebserweiterung mit größerer Arbeitshalle
Bei der Firma Dechant Gartenbau wird die bestehende Gewächshausfläche von 12 000 m² auf 24 000 m² verdoppelt. Dabei wird auf die bereits verwendete Bauweise zurückgegriffen. Gebaut wurde mit Gakon, Wateringen/NL. Die Firme hat auch den ersten Bauabschnitt bei Dechant errichtet. Die Wassertechnik wird von der Firma BE de Lier, Sevenum/NL, installiert. Tische kommen von Otte Metallbau, Westerstede.
Zur Sicherstellung der Wärmeversorgung wurde die Kesselanlage um einen zweiten Viessmann-Kessel mit einer Leistung von 3,5 MW ergänzt.
Neben der Erweiterung der Kulturfläche wird der gesamte Arbeitshallenbereich umstrukturiert. Um den Anforderungen der doppelten Kulturfläche gerecht zu werden, wird die bestehende Kombination von Topfmaschine und Rückautomaten versetzt und erweitert, um ein gleichzeitiges Topfen und Rücken zu ermöglichen. Außerdem werden zwei Laderampen gebaut, die ein schnelleres Beladen mit fertiger Ware und ein zügiges Entladen von Anlieferungen ermöglichen.
Besonderen Wert legt Dechant auf zwei großzügige Lager, um die benötigten Betriebsmittel und CC-Container im Betrieb vorhalten zu können. Die erste der insgesamt fünf neuen Kulturabteilungen wurde in KW 6 belegt, die gesamte Erweiterung war bis KW 12 abgeschlossen. Die Fläche wird für die anstehende B-&-B-Saison das erste Mal genutzt.
Durch die Erweiterungen der Betriebsfläche können zehn bis 15 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Rapsöl-BHKW
Mit einer Contractingfirma wurde in der Gärtnersiedlung die Möglichkeit geprüft, mit Hilfe regenerativer Rohstoffe Energie zu erzeugen und zu nutzen. Dabei gehen die Überlegungen in die Richtung, ein Blockheizkraftwerk mit Rapsöl zu betreiben. Der dabei produzierte Strom wird als „Biostrom“ ins öffentliche Netz eingespeist, die entstehende Wärme in den Heizkreislauf des Betriebs eingespeist (siehe auch DEGA 11/2005).
Die Planungen sind schon fortgeschritten. Der Bauantrag ist gestellt und der Bau der Anlage kann bei zügiger Abwicklung des Genehmigungsverfahrens und Klärung der Modalitäten der Netzeinspeisung in den kommenden Wochen beginnen. Da die benötigte Technik für diese Nutzung derzeit noch nicht auf dem Markt erhältlich ist, wird zunächst eine Pilotanlage gebaut, um mit der Technik Erfahrungen zu sammeln. Wenn sich die Methode bewährt, haben mehrere Betriebe ihre Absicht bekundet, diese Technik zu nutzen.
Gießwasserdesinfektion mit Chlordioxid
Mit einem Prototyp aus einem anderen Bereich liegen bereits sehr gute Erfahrungen vor. Im Betrieb R. Bosch KG wurde eine der ersten Chlordioxidanlagen in Deutschland zur Desinfektion des Gießwassers installiert, nachdem in dem sehr heißen Sommer 2002 Probleme mit Krankheiten an Elatiorbegonien aufgetreten sind. Mit der Anlage konnte im Jahr 2003 die Qualität der Pflanzen deutlich gesteigert und der Ausfall auf ein Minimum reduziert werden, was sich auch 2004 bestätigte. Aufgrund dieses Erfolgs wird derzeit die Installation einer zweiten Anlage in einem weiteren Betrieb geprüft.

LKW-Maut
Im Hinblick auf die seit Beginn dieses Jahres erhobene LKW-Maut hat sich gezeigt, dass mit der Ansiedlung von gärtnerischer Produktion vor Ort Weitblick bewiesen wurde. Für eine Produktion von Zierpflanzen in Rain am Lech sprachen bereits zur Gründung der Gärtnersiedlung viele Punkte, wie die Stärkung der einheimischen Produktion, die Vermarktung abgehärteter Ware, Vermeidung von Qualitätsverlusten durch lange Transportwege und die kurzfristige Verfügbarkeit der Ware. Mit der Einführung der LKW-Maut kommt für die Firma Dehner ein weiterer, wichtiger Punkt hinzu, da eine Produktion vor Ort für das Handelsunternehmen eine deutliche Kos-tenreduzierung bedeutet.

Weitere Entwicklung möglich
In den vergangenen Wochen wurden die Verhandlungen mit der Staatsregierung von Bayern bezüglich der Erbpacht sowie für Erweiterungsflächen erfolgreich zum Abschluss gebracht. Einem weiteren Wachstum der Gärtnersiedlung in Rain am Lech steht nichts mehr im Weg.

Stefan Glöde, Gärtnersiedlung Rain GmbH;
Bilder: Gärtnersiedlung Rain GmbH

(c) DEGA online, 1. April 2005