NBV/UGA: Neue Firmenstruktur?
Ausführlich stellte NBV/UGA-Geschäftsführer Willi Fitzen die Unternehmensstrategie bis 2008 vor. Durch Beteiligungen und Partnerschaften soll der Marktplatz Niederrhein gestärkt werden. „Finanzielle Beteiligung oder Übernahme ist dabei nicht unbedingt gewollt“, erklärte Fitzen. Es gehe viel mehr um „ehrliche Partnerschaften“, die dazu dienen sollen, die Vermarktung am Niederrhein insgesamt zu stärken. NBV/UGA denkt dabei zum Beispiel an die durch die Lkw-Maut gestiegenen Logistikkosten, die man bei Zusammenarbeit gemeinsam tragen würde.
Der Aufbau der Auslandsmärkte sei schwieriger, als man noch vor einigen Jahren dachte. Nicht zuletzt deshalb will NBV/UGA ab Januar 2006 einen dritten Geschäftsführer für diesen Bereich einstellen.
Das Unternehmen will mit der Struktur der Kunden Schritt halten. Die werden auf der Seite der Großeinkäufer immer größer, auf der Seite der klassischen Blumeneinkäufer aus dem Fachhandel immer weniger.
Prognose für die nähere Zukunft ist deshalb, dass sich zum Beispiel die Schnittblumenversteigerung in Straelen-Herongen positiv entwickeln, die Topfpflanzenversteigerung in Geldern-Lüllingen auf lange Sicht an Bedeutung verlieren wird. Immer mehr große Kunden kaufen über den Vertrieb und nicht mehr an der Uhr.
NBV/UGA mit Holding
Nach wie vor wächst das Unternehmen durch Fusionen mit anderen Vermarktern. Aktuell werden Gespräche mit fleurfrisch, Stuttgart, und Nordwest-Blumen, Wiesmoor, geführt. Viele Übernahmen waren in der bisherigen Firmenstruktur nicht vorgesehen und hätten sich aus der Gelegenheit heraus ergeben, so Fitzen. Die Fusionen sorgen in der bisherigen Struktur von NBV/UGA als GmbH jedoch für erhebliche Probleme – Genossenschaften lassen sich nur über Umwege einbinden.
Laut Henning Schmidt, als Geschäftsführer zuständig für die kaufmännischen und logistischen Belange, überlege man, das Unternehmen für die Zukunft als Holding zu gestalten. Dann könnte man auch die alten Muttergesellschaften NBV (Genossenschaft) und UGA (GmbH) besser einbinden. „Die heutige Struktur macht es sehr schwer und sehr aufwändig, das Unternehmen zu führen“, erklärte Schmidt vor der Versammlung.
2004: „zufrieden stellend“
„Nicht gut und nicht schlecht, aber zufrieden stellend“ ist Schmidts Fazit für das vergangene Jahr. Die hohen Erwartungen aus dem guten Jahr 2003 konnten nicht erfüllt werden. Mit einem Gesamtumsatz von 701 Mio. Euro legte NBV/UGA im Vergleich zum Vorjahr um 3 % zu. Die Topfpflanzen machen mit 537 Mio. Euro zwar den Löwenanteil aus, hier betrug das Wachstum jedoch nur 1 %.
Die Schnittblumen kommen auf einen Zuwachs von 14 %, wobei der Bündelservice mit plus 36 % immer noch am stärksten wächst und mittlerweile auf einen Umsatz von 19 Mio. Euro kommt. Die Versteigerung bringt es auf 113 Mio. Euro. Rechnet man noch den Bereich Obst und Gemüse dazu, erreichte die NBV/UGA-Gruppe im vergangenen Jahr einen Umsatz von 811 Mio. Euro.
Topfpflanzen: Vernichten wird teuer
Franz-Willi Honnen, verantwortlich für die Topfpflanzenversteigerung, bat die Gärtner, Übermengen nicht mehr zur Versteigerung zu bringen. Die Durchschnittspreise für Topfpflanzen sanken im letzten Jahr im Vergleich zu 2003 um 18,33 % – dabei wurde gut ein Viertel mehr angeliefert als im Vorjahr. „Diese Entwicklung hat sehr zu denken gegeben“, erklärte Honnen. Um in Zukunft „gute Qualität vor der schlechten zu schützen“, werden Topfpflanzen, die nicht versteigert werden, kostenpflichtig vernichtet.
Diese Aussage sorgte für ein Raunen in der Versammlung – Wegwerfen lassen wird jetzt teuer. Pro kompostierter Lage verlangt NBV/UGA vom Gärtner 2,50 Euro plus Verkaufsgebühren in Höhe von 6 % vom Minimumpreis mit der nächsten Abrechnung. Dieser Preis für die Vernichtung sei noch nicht einmal Kosten deckend, so Honnen. Neu ist seit Anfang des Jahres auch der Minimumpreis, der jetzt von der Versteigerung festgelegt wird.
Warenmeldung transparent
Im Mai 2004 wurde das EDV-Projekt „Warenmeldung Niederrhein“ gestartet. Angeschlossene Gärtner geben dabei im Voraus die gesamte Produktion ein, die sie über NBV/ UGA vermarkten wollen. Auf dieses System haben dann alle Verkäufer und alle Vermarktungsbereiche Zugriff. In Zukunft sollen auch andere Vermarkter, die mit den Niederrheinern zusammenarbeiten, Einblick in dieses System bekommen. Es schreibt sich automatisch fort und sorgt so laut Hubertus Hartmann, zuständig für die EDV, für Transparenz beim Angebot. „Warenmeldung Niederrhein“ ist für mittlere Betriebe mit mehreren Kulturen gedacht, rund 160 machen bereits mit. Hartmann gab zu, das die einmalige Eingabe der Daten für die Gärtner einen gewissen Aufwand bedeutet, man dann aber von der neuen Transparenz profitieren könne.
Ab 2006 VBN-Nummern
Nach Absprache mit der Vereinigung Deutscher Blumengroßmärkte (VDB) im Zentralverband Gartenbau (ZVG) übernimmt NBV/UGA ab 2006 die VBN-Nummern auch für Topfpflanzen (VBN – Vereniging van Bloemenveilingen in Nederland). Auf Wunsch des VDB, so Dr. Jens Wittmann in Geldern, werden die Niederrheiner das Nummernsystem in Zukunft auch pflegen. Das niederländische System mit den fünfstelligen Codes hat sich auf dem internationalen Markt durchgesetzt, auch die Kunden von NBV/UGA wünschten es.
Die Umstellung erfolgt zum 1. Januar 2006 – damit werden auch neue EAN-Codes fällig. Für die Frühlingskulturen sollen die neuen Nummern bereits ab Frühsommer stehen. Im Gegensatz zu den vierstelligen Nummern des ZVG-Systems bietet der VBN-Code mehr Unterscheidungsmöglichkeiten bis zur Sorte oder Topfgröße. Diese Merkmale, so Wittmann, bieten dem Kultivateur noch detailliertere Auswertungen über verkaufte Pflanzen und die Chance, noch marktgerechter zu produzieren.
Christiane James, Straelen
(c) DEGA online 16. März 2005