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Hessen: Verband mit viel Ideen

"Chancengleichheit für den Mittelstand?“ hieß die Überschrift für den Hessischen Gartenbautag in Friedberg Mitte Februar.

„Wir stehen in diesem Jahr vor drei besonderen Herausforderungen“, sagte Karl Zwermann, Präsident des Zentralverbands Gartenbau (ZVG). Erstens gehe es um die Energiefrage – weg vom Öl, hin zu nachwachsenden Rohstoffen. Das Problem sei ohne Politik und Banken nicht zu lösen. Zweites Thema sei die Verpackungsverordnung, das dritte die Wettbewerbsverzerrung, unter der deutsche Gärtner zu leiden haben.
Es sei wichtig, dass Gärtner und Floristen mehr zusammenrücken, um die Aufgaben zu bewältigen. „Wir müssen nach vorn blicken und nicht zurück, aber wir müssen aus der Vergangenheit lernen“, sagte Zwermann.
HGV-Präsident Jürgen Mertz ging auf den Sparhaushalt und die Strukturveränderungen im ZVG ein. Der 2004 initiierte Lenkungsausschuss soll sich damit befassen. Mit Hilfe einer von drei sich bewerbenden Unternehmensberatungen soll für 100000 bis 150000 Euro ein neues Konzept erarbeitet werden. „Nur wenn alle Landesverbände sich einig und bereit sind, können wir den Auftrag erteilen. Allerdings müssen wir auch die Konsequenzen tragen, die eine solche Beratung mit sich bringt“, erklärte Mertz.


Offensiv Mitglieder werben
Im Moment hat der HGV 650 Mitglieder. Im Jahr 2000 waren es noch 720. Mertz prognostizierte für 2005 etwa 620 und im Jahr 2010 noch 450 Mitglieder. Beitragserhöhungen und Leistungsminderungen schließt der HGV aus. Ganz im Gegenteil – er geht in die Offensive. Er bietet in Zukunft für Betriebe modular buchbare Leistungen an (siehe DEGA 8/2005, S. 7). Damit werden die bisher schon nachgefragten Beratungen und Leistungen aufgestockt und systematisiert. Das Angebot steht in Abstimmung mit den anderen Landesverbänden auch Betrieben außerhalb des HGV offen. Ein Beispiel: Das Modul „Personalfindung“ kostet 175 Euro je zu werbendem Mitarbeiter – einschließlich Anzeigenschaltung bis zur Einstellung.


TAG macht Fortschritte
Zur Entscheidung für die LVG Erfurt als überbetriebliche Ausbildungsstätte sagte Mertz, Erfurt biete „tolle Bedingungen“. Das Konzept mit Kassel-Oberzwehren hätte jeden Betrieb 600 Euro  gekostet und wäre personell unterbesetzt gewesen.
Bei der TAG (Top Ausbildung Gartenbau) machen 15 hessische Betriebe bereits mit. Diese Zahl soll verdoppelt werden. „Motivierte Ausbilder, begeisterte Azubis – das ist unser Ziel!“, sagte Mertz. Der Anteil des Verkaufens im Gärtnerberuf habe überproportional zugenommen. Dies müsse sich auch in den Rahmenlehrplänen niederschlagen.


Kulturenvielfalt in Gefahr
Mertz formulierte Forderungen an die Politik bezüglich des fairen Wettbewerbs, Pflanzenschutz, Verpackungsverordnung, Mehrwertsteuer und Energie. „Wir verlieren in Deutschland an Vielfalt bei energieaufwändigen Spezialkulturen. Dann können die Kollegen aus dem Ausland die Preise diktieren.“ Für die Zukunft seien Gemeinsamkeit und Dialog untereinander und mit der Politik entscheidend.


Gartenschauenkonzept überdenken
Vier hessische Landtagsabgeordnete (CDU, FDP, Grüne, SPD) stellten sich anschließend den Fragen von Jörg Freimuth vom ZVG und von anwesenden Gärtnern. Es entstand eine lebhafte Diskussion, die aber aufgrund der Themenvielfalt nicht in die Tiefe gehen konnte. Es ging um Energiefragen, die Ausbildung, Qualität und Agrarmarketing, Beratung, Friedwald sowie um die Zukunft der Gartenschauen. Hier war man sich einig, dass die eigentlichen Gartenschaufunktionen wieder in den Vordergrund treten sollen. Der „Größenwahn“ müsse aufhören, man habe sonst Erklärungsnöte gegenüber den Bürgern, wenn Bibliotheken und Schwimmbäder aus Kostengründen schließen müssen.
Mertz sprach sich dafür aus, dass die Zuschüsse vom Land nicht in den Investitions-, sondern in den Durchführungshaushalt der Gartenschauen fließen.

Claudia von Freyberg

(c) DEGA online 2. März 2005