Ansprüche der Gesellschaft an Umweltschutz und Nachhaltigkeit steigen
Der gesellschaftliche Diskurs über die Produktion und den Verbrauch von Lebensmitteln hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt und ist aus zukünftigen Debatten nicht mehr wegzudenken. Wie verschiedene Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit zeigen, reichen bereits einzelne Vergehen wie im „Rucola Skandal“ (2009) oder umstrittene Presseberichte über Pestizidrückstände auf Beerenobst (2010) aus, um die Verbraucher zu verunsichern und betroffene Betriebe oder aber wie in der EHEC-Diskussion 2011 die gesamte Gemüsebaubranche wirtschaftlich zu gefährden.
Der Handel wird zukünftig das Thema einer nachhaltigen Produktion verstärkt aufgreifen und versuchen sich frühzeitig, z. B. in Form von eigenen Labeln zu positionieren. Der Produzent wird sich dann daran auszurichten haben. Die Experten wurden daher zu ihrer Einschätzung zum derzeitigen und zukünftigen Stellenwert dieser Themenbereiche innerhalb der Gesellschaft befragt.
Nach Angaben der 34 Experten, die sich beteiligten, misst fast die Hälfte der Bevölkerung der Thematik aktuell einen „bedeutenden“ Stellenwert zu (43%). Lediglich wenige bezeichnen den Stellenwert als „wenig bedeutend“ (12%) oder „nicht bedeutend“ (2%), aber auch nur einige (3%) als „sehr bedeutend“.
Zukünftig wird das Bewusstsein für die Themen Umweltschutz, Energieeinsparung und Nachhaltigkeit jedoch in der gesamten Bevölkerung deutlich zunehmen. So schätzen die Experten den künftigen Stellenwert als „sehr bedeutend“ (23%) bzw. „bedeutend“ (46%) ein. Der Anteil derer, die den Themen lediglich „mittlere“ (19%) bzw. „wenig“ (3%) Bedeutung beimessen, wird erheblich abnehmen.
Mehrfach wurde von den Experten angemerkt, dass die Bereitschaft, sich mit den Themen Umweltschutz, Energieeinsparung und Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, abhängig von der gesellschaftlichen Klasse, stark variiert. Als Gründe hierfür wurden die höheren Kosten für nachhaltige Produkte angeführt und die Fülle an derzeit verfügbaren „billigen“ Alternativen, insbesondere im Lebensmittelsektor. Es ist davon auszugehen, dass die Verbraucher wie auch der Handel eine noch weitergehende und verstärkte Transparenz der Produktionsmethoden einfordern werden. Für die Gartenbaubranche bedeutet dies, dass die Anforderungen weiter zunehmen und entsprechende Anpassungen notwendig sein werden.
Im Projekt ZINEG wird diesbezüglich an verschiedenen Methoden zur ökologischen Bewertung von Produktionsverfahren (z. B. Erfassung aller relevanten Produktionsdaten zur Erstellung einer Ökobilanz) gearbeitet, um den zukünftigen Ansprüchen der Verbraucher als auch des Handels Genüge zu tragen.
Weitere Informationen zum Forschungsverbund ZINEG finden Sie im Internet unter www.zineg.de.
KTBL, ZINEG-Infodienst vom 11.8.11
(c) DEGA online, 12.8.11