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Bennie Kuipers BV, Emsbüren und Denekamp/NL

Seit Monaten sorgt der Niederländer Bennie Kuipers mit seinem Neubau in Emsbüren für Schlagzeilen. Jetzt zeigte er 120 deutschen Gärtnern vom Bundesverband Zierpflanzen ausführlich seinen Betrieb. Motto: „Miteinander, nicht übereinander reden.“

Ob er für eine Gärtnerei mit 1 ha oder mit 20 oder mehr ha einkaufe, sei der gleiche Aufwand, so Kuipers. „Man muss bei großen Flächen nur mit ein paar Nullen mehr rechnen“, erklärte er seinem Publikum. Zurzeit produziert er im Stammbetrieb im niederländischen Denekamp direkt hinter der Grenze (40 km von Emsbüren) und in der deutschen Filliale im brandenburgischen Wittstock auf insgesamt 28 ha.
In den Niederlanden pachtet er ständig Flächen dazu, doch das ist aus Kuipers Sicht wenig rentabel: „Jeder Betrieb braucht einen Betriebsleiter, dazu kommen die Transportwege, das ist alles zu aufwändig.“ So machte er sich im Frühjahr 2003 auf die Suche nach neuen Flächen.


13 500 m² für „Emsflower“
Mit insgesamt 22 Kaufverträgen gelang es Kuipers, unweit vom neuen Autobahnkreuz Schüttorf (A 30/A 31) 100 ha Land von Bauern zu kaufen. Die Gemeinde Emsbüren habe sich sehr kooperativ gezeigt und bei den Verhandlungen mit den Landwirten geholfen. Im Endausbau sollen auf dieser Fläche 61 ha unter Glas stehen, der Name „Emsflower“ zum Markenzeichen werden. Kuipers plant auch ein Besucherzentrum für 300000 bis 400000 Gäste pro Jahr.
In KW 1 soll ein Teil des ersten Bauabschnitts mit 10 ha Kulturfläche und 3,5 ha Arbeitshallen in Betrieb genommen werden. Die Fundamente für weitere 6 ha sind bereits gesetzt. Insgesamt investiert Kuipers für diesen ersten Bauabschnitt 32 Mio Euro, davon 6 Mio Euro für den Kauf des Grundstücks. Eine deutsche Bank war nicht bereit, dieses Projekt zu finanzieren. „In Holland haben sich drei Banken um diesen Auftrag gerissen“, berichtete Kuipers. Finanzielle Förderung hat er nicht erhalten. Die in Deutschland üblichen Ausgleichsmaßnahmen blieben dem Niederländer nicht erspart: 850 000 Euro kostet das Land für die Neuaufforstung zum Ausgleich für die neue Bebauung, hinzu kommen 175 000 Euro für die Umsiedlung von drei Kiebitzpärchen.
Bei den Dimensionen, in denen Bennie Kuipers denkt, kann er über solche Summen lachen. „Der erste Bauabschnitt ist der teuerste, weil mit dem auch die gesamte Infrastruktur gebaut wird. Die Erschließung und die Ausgleichsmaßnahmen sind auch noch dabei“, rechnete Kuipers vor. Zu den Investitionen in Emsbüren gehören eine Biogasanlage sowie ein eigenes Blockheizkraftwerk mit 4 MW. Bis die Biogasanlage im nächsten Jahr in Betrieb geht, wird mit Gas geheizt.
Kultur und Arbeit an der Pflanzware sind räumlich getrennt. Die Pflanzen wachsen auf gewalzten, nicht versiegelten Böden. Multifunktionelle Gießwagen in den Häusern mit 5,5 m Stehwandhöhe dienen zur Bewässerung, zum Pflanzenschutz und als Transportwagen. Im nächsten Jahr soll Wanderlicht an den Gießwagen installiert werden. Mit Hilfe des „Streichelns“, der regelmäßigen Berührung der Pflanzen, hofft Kuipers auf kompakteren Wuchs ohne den Einsatz von Hemmstoffen.


95 Prozent verkauft
Kuipers produziert vorwiegend auf Bestellung. Nach eigenen Aussagen sind 95 % der Produktion für den Frühling und die Beet- und BalkonpflanzenSaison bereits verkauft.
Im Stammbetrieb in Denekamp dominieren jetzt 10er-Packs mit Viola, Primeln und Saxifraga. Kuipers lernte die Packs Ende der 80er Jahre in den USA kennen und brachte sie in Europa auf den Markt. Doch die große Zeit der 10er-Packs scheint langsam vorbei zu sein. „Für ein 6er-Pack mit größeren Pflanzen bekommen ich 50 % mehr als für ein 10er-Pack“.
Seine Kunden sind die großen Discounter, kein bekannter Name aus der Szene fehlt. 55 % der Produkte gehen nach Deutschland. Hier wird mit Hilfe von NBV/UGA vor allem Aldi bedient, aber auch Metro, Norma und Praktiker. 25 % der Pflanzen bleiben in den Niederlanden, 15 % treten die Reise nach Skandinavien an. Bennie Kuipers erwartet für die Zukunft größere Nachfrage aus dem Osten Europas. Erste Aufträge für Tschechien wurden in diesem Jahr abgewickelt. Vom Produktionsbetrieb in Großbritannien hat er sich getrennt.
Nach den Frühlingsblumen kommt das Beet- und Balkonpflanzen-Sortiment in den Betrieb, im Herbst Topfchrysanthemen. Für Emsbüren plant Kuipers den Anbau von Weihnachtssternen. Die günstige Wärme aus der Biogasanlage will er dafür nutzen. Von Januar bis Anfang Mai belegt der Niederländer seine Flächen viermal. Das funktioniert nur, wenn der Absatz für die jeweiligen Wochen garantiert ist und die Abläufe im Betrieb perfekt sitzen. Kuipers hat mit diesem Termingeschäft viel Erfahrung und feilt ständig an Verbesserungen.
Er plant für das nächste Jahr den Aufbau eines Jungpflanzenbetriebs in Tansania, um von dort bewurzelte Stecklinge importieren zu können. Sämtliche Anzuchten sind hauseigen, in der Saison wird in drei Schichten rund um die Uhr gesät, pikiert oder gesteckt. Zurzeit sind 27 feste Mitarbeiter im Betrieb beschäftigt, in der Saison kommen rund 60 hinzu. In Emsbüren wird mit Arbeitskräften ebenfalls knapp kalkuliert. Der Unternehmer denkt auch über den Einsatz von 400-Euro-Kräften nach.


Menge allein reicht nicht
100 000 000 Pflanzen setzt nun Kuipers in jedem Jahr ab. Doch die Menge allein reicht nicht für den Erfolg. Kuipers beobachtet die Märkte genau und denkt sich ständig neue Produktformen aus. Renner in den Niederlanden waren in diesem Jahr 6er-Packs mit Erdbeerpflanzen inklusive Marmelade und Saft. Ein ähnliches Projekt ist für Preiselbeeren in der nächsten Saison angedacht.
Derzeit wachsen in Denekamp 800 000 Skimmia heran, dazu kultiviert Kuipers Buxus und Euonymus. Verhandlungsbasis für den Absatz ist der Preis ab Betrieb. Transport und Sonderwünsche bei der Verpackung berechnet der Niederländer seinen Kunden extra.
Immer wichtiger werden Pflanzen, die in bunten Kartons ausgeliefert und von Kunden in den Niederlanden für Sonderaktionen verwendet werden. „Wir verkaufen eigentlich keine Pflanzen, wir verkaufen eine Illusion“, sagt Kuipers.

Christiane James, Straelen

c) DEGA online 21. Dezember 2004 www.dega.de