Landwirtschaftskammern Weser-Ems und Hannover: Fusion 2006
Für den Gartenbau scheint die Fusion bei weitem nicht so schmerzhaft auszugehen wie bei der Kammerfusion in Nordrhein-Westfalen.
Die Präsidenten Fritz Stegen, LWK Hannover, und Friedrich Scholten, LWK Weser-Ems, unterzeichneten am 15. November in Oldenburg die Vereinbarung zur Fusion. Stegen, designierter geschäftsführender Präsident der neuen LWK Niedersachsen, sagte, dass es in weniger als einem Jahr gelungen sei, die Weichen für eine Fusion der Kammern zu stellen und ein Organisationskonzept zu entwickeln. Damit zeigten die berufsständischen Selbstverwaltungen erneut ihre Handlungsfähigkeit und Flexibilität. Die Vereinbarung muss noch von den Kammerversammlungen in Hannover und Oldenburg beschlossen werden. Die Sitzverteilung in der künftigen Kammerversammlung, die sich 2009 konstituiert, werde anteilsmäßig 58 zu 42 % (Hannover zu Oldenburg) betragen.
Strukturelle Auswirkungen
Im Gegensatz zu den Organisationen und der fachlichen Arbeit, die zum 1. Januar 2006 zusammengeführt werden sollen, bleiben die Gremien und Organe der Selbstverwaltungen bis zum Ende der laufenden Wahlperiode und bis zur Konstituierung der neuen Kammerversammlung 2009 im Amt. Beide bisherigen Kammerdirektoren werden gemeinsam und gleichberechtigt die Position des Kammerdirektors der LWK Niedersachsen bekleiden.
In Oldenburg werden die Geschäftsbereiche Verwaltung, Landwirtschaft (Tierproduktion, Unternehmensberatung, Ländliche Entwicklung) und LUFA Nord-West ansässig sein. In Hannover liegen die Geschäftsbereiche Forstwirtschaft, Landwirtschaft (Pflanzenbau und Pflanzenschutz) sowie der neu geschaffene Geschäftsbereich Agrarverwaltung und -förderung. Dieser übernimmt die Aufgaben und die rund 300 Mitarbeiter der Bezirksregierungen und der Ämter für Agrarstruktur, die im Zuge der Verwaltungsreform der Landesregierung aufgelöst werden. Es wird jedoch weiterhin regionale Dienststellen, so genannte Bezirksstellen, geben. Die Finanzierung dieses Umbaus ist noch nicht vollständig geklärt.
Mit der Fusion sollen mittelfristig etwa 150 Stellen eingespart werden. Dies soll über „natürliche Fluktuation“ ohne betriebsbedingte Kündigungen geschehen. Die neue LWK Niedersachsen wird etwa 2000 Mitarbeiter beschäftigen und etwa 58 000 Gartenbau-, land- und forstwirtschaftliche Betriebe mit insgesamt 2,7 Mio. ha Nutzfläche und rund 500 000 ha Privat- und Körperschaftswald betreuen.
Was passiert im Gartenbau?
Nach Informationen des Bereichsleiters Gartenbau Dr. Dankwart Seipp und des Institutsleiters Prof. Dr. Bernhard Beßler ist noch nicht geklärt, wo die künftige Gartenbau-Geschäftsbereichsleitung ihren Sitz haben wird. Die Verbände möchten hier mitreden. Außerdem bringen die Sparten, vor allem Baumschule und Zierpflanzenbau, gewichtige Argumente vor, die nun abzuwägen sind. Fest steht, dass die Geschäftsbereichsleitung Gartenbau an einen der beiden Versuchsstandorte Hannover-Ahlem oder Bad Zwischenahn-Rostrup geht. Fest steht auch, dass Beßler das Amt als Geschäftsbereichsleiter Gartenbau der LWK Niedersachsen antreten wird.
Gegenüber der Landwirtschaft muss der Gartenbau nur sehr wenige Stellen einsparen, nämlich vier. Dies hängt laut Seipp damit zusammen, dass die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe und Flächen stark zurückgegangen ist, im Gartenbau Flächen und Beratungsbedarf jedoch relativ konstant blieben. Außerdem wurde der Gartenbau im Gegensatz zur Landwirtschaft bisher bereits zentral verwaltet und betreut.
An der Gartenbau-Versuchstätigkeit und -Beratung wird sich vorläufig nichts ändern. Der Geschäftsbereich Gartenbau besteht künftig aus sechs Fachbereichen (FB):
- Kompetenzzentrum Baumschule/Azerca – LVG Bad Zwischenahn-Rostrup
- Kompetenzzentrum Zierpflanzenbau – LVG Ahlem
- Kompetenzzentrum Obstbau – OVA Jork mit Angliederung der VBOG Langförden
- Berufsbildung im Gartenbau. Dieser FB startet bereits am 1. Januar 2005 unter Leitung von Erich Harms, bisher stellvertretender Bereichsleiter Gartenbau in Oldenburg, und hat seinen Sitz in Bad Zwischenahn. An diesen FB ist auch die Niedersächsische Gartenakademie gekoppelt.
- Dienstleistungen für den Gartenbau, Qualitätssicherungssysteme, Betriebs- und Marktwirtschaft, Sitz in Bad Zwischenahn
- Beratung im Gartenbau, Träger öffentlicher Belange (TÖB), Dienstleistungsgartenbau, Pflanzenernährung, Wasserschutz, Sitz in Hannover.
Zur Stärkung des Versuchswesens im Baumschulsektor in Bad Zwischenahn ist vorgesehen, die Stelle eines wissenschaftlichen Versuchsleiters zu besetzen. Der Park der Gärten in Bad Zwischenahn wird direkt vom Geschäftsbereichsleiter Gartenbau betreut.
Claudia von Freyberg
c) DEGA online 17. November 2004 www.dega.de