Tschechien: Marktperspektiven beim neuen EU-Nachbarn
Ein Konferenzprogramm in Kooperation mit der Mendel-Universität für Land- und Forstwirtschaft, Brno, ermöglichte den Informationsaustausch.
Zdenek Nachlinger, Prokurist von Bohemiaseed, Prag, stellte die Situation des tschechischen Zierpflanzenbaus dar: 126 ha geschützte gartenbauliche Fläche gab es Ende 2002, darunter 115 ha Gewächshausfläche, 6 ha Folientunnel und (zunehmend) 6 ha Mistbeetkästen. Die Größe der Zierpflanzenbetriebe variiert. Laut Nachlinger können 300 bis 500 m² Intensivproduktion momentan eine Familie am Leben erhalten.
Der Zustand der Kulturflächen sei sehr unterschiedlich von modern bis veraltet. Mangel an Technik, veraltete Gewächshäuser, hoher Energieverbrauch mit gleichzeitig hohen Energiepreisen charakterisieren die Situation. Trotz Schließung großer Staatsbetriebe wurden in den letzten sieben Jahren die gartenbaulichen Flächen vor allem mit Gebrauchtgewächshäusern aus Deutschland und den Niederlanden mehr als verdoppelt.
Das Durchschnittsalter der Gartenbauunternehmer ist 50 Jahre. Die Jüngeren hatten in der Privatisierungsphase nur einen schlechten Zugang zu Kapital. Die Inlandsproduktion betrug 2002 im Zierpflanzenbau 1 322 Mio. tschechische Kronen (CZK) (1 Euro = 32 CZK), was einer Verdopplung seit 1997 entspricht. Die durchschnittlichen Pro-Kopfausgaben für Blumen und Pflanzen betragen 700 CZK pro Jahr, eine Steigerung wird vor allem bei Beet- und Balkonpflanzen erwartet.
Neben der Beetpflanzensaison sind der 1. November und Weihnachten wichtige „Blumentage“. Muttertag und Valentin haben bisher nur in Prag einige Bedeutung, der frühere Frauentag ist nahezu bedeutungslos geworden.
Ein großes Problem seien die unorganisierten Absatzwege. Lediglich der Prager Großmarkt funktioniere, aber auch nicht optimal. Es gibt 130 Importeure und Großhändler in der Blumenbranche. Insgesamt werden an rund 2 000 Verkaufsstellen Blumen und Pflanzen angeboten. Dies ist ein überdimensioniertes Netz und die Handelsketten sind dadurch eindeutige Gewinner, oftmals dank unfairer Wettbewerbsbedingungen, so Nachlinger.
Die tschechischen Anforderungen zu Phytohygiene im Im- und Export sowie arbeitsrechtliche Vorschriften seien im Vergleich zu anderen EU-Ländern viel komplizierter und strenger.
Monika van Sorgen-Merholz, Hagenbrunn/A
(c) DEGA online 27. Oktober 2004 www.dega.de