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Deutscher Gartenbautag 2004 in Stuttgart: Aufbruchstimmung

Die württembergischen Gärtner hatten anlässlich ihres Verbandsjubiläums zum „Deutschen Gartenbautag“ nach Stuttgart eingeladen. Zur öffentlichen Kundgebung versammelten sie sich am 11. September 2004 auf dem Marktplatz der Landeshauptstadt.

Der württembergische Gärtnerpräsident Heinz Tiedemann sagte, den Gärtnern im Land sei es gelungen, trotz schwieriger Rahmenbedingungen in all den Jahren den Berufsstand weiterzuentwickeln. Er wies auf die Gründung von Markteinrichtungen hin, aber auch auf die Friedhofsgärtner-Genossenschaft und die Landesgartenschau-Gesellschaft.
Landeshauptstadt-Bürgermeister Jürgen Beck meinte, die Stadt habe den Gärtnern viel zu verdanken, nicht zuletzt fünf große Gartenbau-Ausstellungen, beginnend mit der Reichsgartenschau 1939. Mit ihnen haben die Gärtner das Gesicht der Stadt positiv verändert und maßgeblich das Stadtbild geprägt.


Forschung braucht Unterstützung
Der Rektor der Universtät Hohenheim, Prof. Dr. Hans-Peter Liebig, wies auf die schwierige Lage der gartenbaulichen Lehre und Forschung hin. Schwierig sei die Zukunft für das gartenbauliche Hochschul-Studium. In Berlin und Weihenstephan sei es praktisch beendet, in Hannover fraglich. Zwar könnten hier Bonn und Stuttgart-Hohenheim einspringen, aber es gebe noch keine nachhaltige Lösung. Der Zentralverband Gartenbau solle sich dafür einsetzen, dass überregional mindestens ein qualitativer Standort für die Hochschulausbildung erhalten bleibe.


Politischer Schlagabtausch
Die Veranstalter hatten zum Motto des Tages „Der deutsche Gartenbau: Umbruch und Aufbruch“ auch Vertreter der Berliner Politik eingeladen. Elvira Drobinski-Weiß, SPD-Sprecherin im Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft des deutschen Bundestags, wies auf die hohe Wertschätzung für die Erzeugnisse des deutschen Gartenbaus hin. Der Gartenbau leide, wenn die Energiekosten steigen. Die Situation, besonders im Hinblick auf die Niederlande, habe sich nicht im erwarteten Ausmaß entspannt.
Die Abgeordnete sagte nachdrücklich, dass die teilweise Erstattung der Mineralölsteuer für Gartenbaubetriebe über den 31. Dezember 2004 hinaus nicht verlängert werden könne, weil die EU in Brüssel dagegen sei. Generell müsse man von der Subventionierung fossiler Brennstoffe wegkommen. Auch der Gartenbau solle sich mehr um Energieeinsparung und die Verwendung alternativer Energieträger bemühen.
Als positive Ergebnisse der Politik nannte sie die Regelung für den Einsatz ausländischer Arbeitskräfte, die sich bewährt habe.
Von der Regierung in Berlin werden Landwirtschaft und Gartenbau stiefmütterlich behandelt, so Peter Bleser, der CDU-Sprecher des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Er nannte Beispiele wie Sondersteuern und Gängelung durch die Bürokratie, aber auch die Umsetzung der EG-Agrarerneuerung mit der Forderung nach flächendeckenden Schlagkarteien. Dieser „Unsinn“ solle bis 2009 verschoben werden.
Bleser verwies darauf, dass es im September 2003 der CDU gelungen sei, „brutale“ Erhöhungen der Belastungen im Bundesrat zu verhindern. So habe man auch die höhere Umsatzsteuer für Zierpflanzen-Produkte abgelehnt. Jetzt seien Streichungen bei den Zuschüssen für die landwirtschaftlichen Krankenkassen und Berufsgenossenschaften vorgesehen. Diese Beitragserhöhungen nannte Bleser „unanständig“.


Erholungsräume kann man nicht importieren
Der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum Willi Stächele ging auf die Aufgaben des Gartenbaus bei der Schaffung von Freizeit- und Erholungsräumen ein, die die Lebensqualität steigern. Dies müsse vor Ort geschehen, man könne es nicht importieren. Auch gelte es, immer wieder über das Wertschöpfungs-Volumen des Gartenbaus zu sprechen.


Schwierige Zeit mit großen Problemen
„Wir Gärtner müssen jetzt alles einsetzen, was wir an Kräften haben, um eine ganz schwierige Zeit zu überstehen,“ sagte Karl Zwermann, Präsident des Zentralverbands Gartenbau. Vor allem dürften die Kosten in einem vollen Markt mit sinkenden Preisen nicht weiter steigen. Zwermann wies darauf hin, dass wir zwar wunderbare Produkte haben, aber bisher in diesem Jahr 15 % weniger Umsatz verzeichneten, vor allem wegen schlechter Preise.
Insgesamt gelte es am Markt, die Menschen dazu zu bewegen, wieder besser zu leben, indem man sich etwas leistet. Dazu aber müsse sich der Verbraucher sicher fühlen, und daran fehle es augenblicklich.
Nach Zwermann müsse dieser Gartenbautag wie ein Sauerteig wirken und der Start für einen heißen Herbst sein, indem sich die Betrieb wieder an die Poltiker wenden wie vor vier Jahren. Die Probleme seien inzwischen noch größer geworden. In diesem Zusammenhang forderte er ein langfristiges Konzept zum Aufbruch und meinte, dass auch die Bundesregierung sich den württembergischen Gärtnerslogan „Wir sorgen für Wachstum“ als Motto geben sollte.

Gerd Heinrichs, Neidlingen


(c) DEGA online 15. September 2004 www.dega.de