Bayerischer Gartenbautag: Verbandsmitgliedschaft ist Frage der Existenzsicherung
Der Gartenbau in Bayern sei nach wie vor ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. „Nach Schätzungen der Staatsregierung beträgt der Produktionswert der in Bayern erzeugten Waren aus den Bereichen Zierpflanzen, Gemüse und Obstbau rund 1,3 Mrd. Euro jährlich. Berücksichtigt man die Dienstleistungen innerhalb unserer Branche, verdoppelt sich dieser Betrag auf 2,6 Milliarden Euro pro Jahr“, zitierte der Verbandsvize. „Aus dem Jahr der letzten Gartenbauerhebung (1994) liegen uns Zahlen der im Gartenbau Bayerns Beschäftigten vor: 34 000 Beschäftigte im Produktionsbereich, einschließlich Dienstleistungen und den vor und nachgelagerten Bereichen 110 000 Beschäftigte.“
Der Gartenbau in Bayern bildet derzeit 2150 Lehrlinge und etwa 500 Werker aus, die herkömmliche Agrarwirtschaft insgesamt 850 in allen Sparten“, so Albert. Diese erfolgreichen Zahlen dürften jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gewinne im Gartenbau wesentlich niedriger seien als in Handel und Industrie. Darüber hinaus erhalte der Gartenbau kaum staatliche Direktzahlungen.
Der einzelne Betrieb habe keine Chance, seine Interessen gegenüber der Politik durchzusetzen. „Mit großer Mühe ist es den Berufsverbänden gelungen, eine geringfügige Entlastung der Betriebskosten durch die Rückerstattung der Mineralölsteuer zu erreichen“, stellte Albert fest. Ähnlich sei es bei anderen „Bosheiten“.
„Ich denke, dass aus den Ereignissen der letzten Jahre klar erkennbar ist, dass ein einzelner Betrieb keine Chance hat seine Interessen gegenüber dem Staat nachhaltig zu vertreten“, so Albert. Dennoch verzeichne der BGV, wie die meisten anderen Verbände, einen Rückgang der Mitgliederzahlen. Eine große Zahl an Betrieben genieße durchaus die Wohltaten der berufsständischen Verbandsarbeit, entziehe sich aber der Mitgliedschaft erfolgreich. Viele dieser Zeitgenossen seien als so genannte Mitglieder der lokalen Gartenbaugruppen Nutznießer der Verbandsarbeit. „Leistungen in Anspruch nehmen, ohne dafür zu zahlen, ist verantwortungslos und kurzsichtig“, so Albert.
Albert forderte eine aktive Nachwuchsarbeit im Verband. „Wir können es nicht länger zulassen, dass viele Obermeister keine Chance sehen, durch jüngere Kollegen abgelöst zu werden. Keiner Gartenbaugruppe ist damit gedient, dass jemand die Führungsrolle beibehält, nur weil sich kein anderer findet“, so der VerbandsVize. Die jungen Kollegen sollten motiviert werden, in ihrer Arbeit unterstützt werden.
Drastisch seine Zukunftsvision: „Wenn es uns nicht gelingt, unser Berufsbild in der Öffentlichkeit mit einem positiven Image zu belegen, werden wir überaltern und eines Tages ohne Nachwuchs sein.“ Der Gartenbau müsse aktiv Image-Werbung betreiben. Der Berufsnachwuchs sei zu fördern und zu unterstützen. Besonders die Betriebsnachfolger sollten in die Verbandsarbeit integriert werden. „Unser wichtigstes Ziel ist die Sicherung unserer Existenz. Ein funktionierender BGV ist dabei die grundlegende Voraussetzung!“, schloss Albert.
Gerhard Kraus, Rosenheim
(C) DEGA online 7. Juli 2004 www.dega.de