Beste IPM aller Zeiten
Ein bisschen dick auftragen ist bei der auf Ende Januar ausgerichteten Internationalen Pflanzenmesse (IPM) 2011 erlaubt. Die meisten der rund 1500 Aussteller und 60000 Besucher waren von der guten Stimmung in Essen begeistert.
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Die diesjährige IPM als erfolgreiche Veranstaltung zu loben, ist gar nicht so leicht – schließlich ist die führende Branchenmesse des deutschen wie des internationalen Gartenbaus schon immer von einer erfreulich guten Atmosphäre geprägt. Selbst in den kaum zurückliegenden Zeiten der Wirtschaftskrise war die Veranstaltung nicht von Niedergeschlagenheit geprägt. Trotzdem bekam so mancher langjährige IPM-Gast in diesem Jahr besonders leuchtende Augen, wenn wir nach dem Messeindruck fragten. Dabei lässt sich dies nur selten an unmittelbaren Geschäftserfolgen festmachen. Mittlerweile (das war vor Jahren durchaus noch anders) erwartet kaum ein Aussteller von der IPM direkte unerwartete Geschäftsabschlüsse – „wir pflegen die Kontakte zu unseren Kunden und Kollegen“ ist verbreitete Einstellung.
Das mag einer der Gründe sein, warum sich an den Ständen der Aussteller mittlerweile oft deutlich weniger Produkte als früher finden. Wer in erster Linie darauf setzt, Kontakte zu pflegen, legt mehr Augenmerk auf Gastfreundschaft und Catering am Stand denn auf umfangreiche Warenpräsentation. Das leuchtet im Hinblick auf Geschäftsgespräche ein – andererseits sind Fachmessen, die auf möglichst große Besucherzahlen setzen, nicht nur ein großes Familientreffen von Zulieferindustrie, Verbänden und Organisationen, sondern nach wie vor Info-Veranstaltung für Gärtner und Floristen. Und diese kommen mit einem großen Interesse an neuen Produkten auf die Messe und wollen diese auch sehen. Diskussionen innerhalb der ausstellenden Firmen lohnen sich sicherlich: Wie viele Produkte sind nötig, damit wir für interessierte Besucher handfest Vorzeigbares haben – ohne einen Stand mit Ware vollzustellen?
Treffen vor und nach der Messe
Auch viele Organisationen nutzen die IPM mittlerweile für Zusammenkünfte und interne Treffen frei nach dem Motto „wenn wir schon alle vor Ort sind ...“ In Essen tagten der Weltverband der Blumen- und Pflanzengroßhändler (Union Fleurs), die Pflanzenzüchter-Agentur Plants for Europe oder auch die international tätige Zierpflanzenbauorganisation Fleuroselect, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Solche parallel zur Messe stattfindenden Treffen tragen auf Dauer dazu bei, dass die Organisationen mehr Teilnehmer verzeichnen können, weil diese dadurch nicht einen weiteren Termin im Kalender reservieren müssen. Aus der gleichen Überlegung entstand übrigens bei dem Einkaufsverbund Ekaflor, Nürnberg, die interessante Idee, erstmals parallel zur IPM eine Halle für die eigene Einkaufsmesse durchzuführen – Ausstellern wie Besuchern sollte dies Zeit und Geld sparen helfen.
Kontakte, Netzwerke, Branchentreffen: Wie wichtig dies für viele Messeteilnehmer ist, zeigt sich auch an zahlreichen Veranstaltungen von Ausstellern und Organisationen auf der IPM. Nach offiziellem Messeschluss ist das Angebot verschiedener Standparties an manchen Abenden mittlerweile so groß, dass mancher seine Teilnahme an diesen Treffen auf halbe Stunden beschränkt, um dann zum nächsten Stand-Event weiterzuziehen. Ob Landgard, INDEGA oder BGI (Verband des Deutschen Blumen- Groß- und Importhandels) – diese kleineren und größeren Treffen sind eine schöne Sache, geben sie doch im lockeren Rahmen die Gelegenheit zum Gedankenaustausch. Mancher Kontakt, der am Messetag selbst nicht möglich war, kommt zusätzlich zustande.
Preise über Preise
Nicht nur die Zahl der Messeveranstaltungen nimmt zu, auch die Zahl der in Essen verliehenen Preise. In einer Zeit, in der Orientierung angesichts eines Überangebots an Waren und Informationen recht schwierig geworden ist, bekommen Wettbewerbe offensichtlich eine größere Bedeutung. Natürlich sind die Wettbewerbe auch für die Bindung der Aussteller interessant, die gern mit ihren mit Preisen ausgezeichneten Produkten werben.
So hat sich der erst vor wenigen Jahren vom Zentralverband Gartenbau (ZVG) gemeinsam mit der Messe Essen ins Leben gerufene Wettbewerb um den Titel der in verschiedenen Pflanzenkategorien bewerteten IPM-Neuheit gut eingeführt. Der Wettbewerb wird im Zusammenhang mit dem „Neuheitenschaufenster“ durchgeführt, in dem dieses Jahr 32 Aussteller insgesamt 62 Neuheiten präsentierten. Einen Bilderspaziergang zu dieser Pflanzenausstellung finden Sie auf unserer Homepage im Interet ( http://www.dega-gartenbau.de ), geben Sie dazu einfach im Suchfeld den Webcode DEGA 2057550 ein. Ausgezeichnet wurden folgende Neuheiten:
In der Kategorie „Beet- und Balkonpflanze“ als „IPM Neuheit 2011“ Primula F1 ‘Zebra Blue’ (Rudy Raes Bloemzaden, Belgien),
als attraktivste „blühende Zimmerpflanze“ (24 Neuheiten eingereicht) Kalanchoe „Queen Wildflowers“ ’Charming Purple Bouquet’ (Knud Jepsen, Dänemark),
unter den „Kübelpflanzen“ Mandevilla „Diamantina“ ‘Citrine’ 403 ( New Plants Motril, Spanien),
in der Kategorie „Stauden“ Campanula portenschlagiana „Get Mee Dark“ (Gartneriet PKM A/S, Dänemark),
bei den „Gehölzen“ Magnolia × soulangeana ‘Genie’ S (Plantipp, Niederlande),
in der Kategorie „Schnittblumen“ Tweedia caerulea ‘Pure Blue’ „Tweedia Bluestar“ (Flower Export Association, Japan).
Einen Sonderpreis erhielt die Cymbidie Koshu Moon ‘Yokihi’ (Mukoyama Orchids, Japan).
Dänemark punktet mit gutem Länderauftritt
Die dänischen Aussteller verliehen ebenfalls mehrere Preise für Pflanzen. Träger ist die Marketinggesellschaft Floradania. Auch wenn beim Wettbewerb „Floradania Innovation Award“ ausschließlich dänische Gärtner mit Preisen bedacht werden, sorgt er für einige Aufmerksamkeit. Die Dänen verstehen es jährlich, durch anwesende Politprominenz (in diesem Jahr ihrem Transportminister Hans Christian Schmidt) und einem festlichen Rahmen sowie vielen Teilnehmern bei der Preisverleihung für Aufmerksamkeit zu sorgen.
Würde es einen Preis für das beste Nationenmarketing auf der IPM geben, hätten die Dänen übrigens gute Chancen auf den ersten Platz – durch ihren gemeinschaftlichen sympathischen Auftritt in Halle 5 und mit vielen kreativen Einzelausstellern dort sorgen sie seit Jahren für Aufmerksamkeit. Still und heimlich haben sie die ebenfalls marketingorientierten und -erfahrenen Niederländer mittlerweile auf der rechten Spur überholt.
Technisches im Rampenlicht
Nicht nur Pflanzen, auch neue technische und unternehmerische Lösungen werden seit Jahren auf der IPM ausgezeichnet. Bei der Eröffnungsfeier verlieh Landwirtschaftsminister Johannes Remmel den Gartenbaupreis NRW 2011 an den Gartenbaubetrieb Otto Schmitz-Hübsch aus Bornheim. Ausgezeichnet wurde das Unternehmen für sein Direktvermarktungskonzept. Für die Interessenvertretung der deutschen Industrie für den Gartenbau (INDEGA) verlieh deren Vorsitzender Professor Dr. Matthias Diezemann den INDEGA-Technikpreis 2011 an zwei Preisträger: Ausgezeichnet wurden gemeinschaftlich die Universität Hannover, Institut für Biologische Produktionssysteme, Fachgebiet Biosystem- und Gartenbautechnik und das Unternehmen Elektro- und Automatisierungsanlagen Pierre Ambrozy, Gatersleben, für einen gemeinsam entwickelten Kompaktregler. Zweiter Preisträger ist die Firma Degramec Lochristi, Belgien, mit einem Ausstell- und Rückroboter.
Engagement in Bulgarien
Im Rahmen des Internationalen Gartenbauforums Osteuropa stand dieses Jahr Bulgarien im Fokus der Referate und Gespräche. Zwei Gartenbauunternehmer aus Sofia stellten die Entwicklung sowohl des Gartenbaus in ihrem Land wie auch ihren eigenen unternehmerischen Wert vor. Da es zu diesem osteuropäischen Land so gut wie kein Datenmaterial zum Gartenbau gibt, konnten die persönlichen Schilderungen einen Eindruck von der Situation in Bulgarien geben. Ergänzt wurden die Referate durch einen eindrücklichen Bericht der Firma HermannMeyer, Rellingen. Diese ist über eine Partnerfirma in Osteuropa ausschließlich in Bulgarien tätig. Grund dafür ist die ausgezeichnete Partnerschaft zu den Unternehmern in Sofia. Das Beispiel zeigte, dass der Erfolg eines geschäftlichen Engagements in Osteuropa in erster Linie von den Partnern vor Ort abhängt. Es zeigte ferner, dass auch ein insgesamt recht kleiner Markt durchaus Chancen bietet.
Berufsnachwuchs in Essen
Seit Jahren findet auf der IPM der Tag der Ausbildung statt. Nach Messeangaben kamen in diesem Jahr rund 600 Schüler mit ihren Lehrern. Es ist einleuchtend, dass es kaum ähnliche Gelegenheiten wie die Gartenbaumesse gibt, um Jugendlichen eindrücklich zu zeigen, wie attraktiv die grüne Branche ist. Vielleicht gibt es in der Zukunft weitere Ideen, wie Schüler auch aus anderen Regionen (nicht nur) Deutschlands nach Essen gebracht werden können.
Alle Messetage unter der Woche
Zum zweiten Mal fand die IPM nun komplett unter der Woche statt. Die Zustimmung zu dieser Lösung überwiegt eindeutig. Die meisten Besucher strömten an den Messetagen 2 und 3, am Mittwoch und Donnerstag. Am letzten Messetag war die Zahl der Besucher niedriger. Hier und da tauchte in Gesprächen die Überlegung auf, ob auf Dauer die Messe nicht mit drei Tagen zurechtkommen könne. Andere Aussteller berichteten dagegen von einem Terminkalender voller Gespräche an allen vier Tagen. Insofern ist mit kurzfristigen Entscheidungen an dieser Stelle wohl nicht zu rechnen.
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