Leserbrief: Werkerausbildung bleibt wichtig
Berufsschullehrer aus Schleswig-Holstein widerspricht Rolf-Dieter Reimann von der LWK Hamburg
Zum Interview mit Herrn Rolf-Dieter Reimann von der LWK Hamburg in DEGA 13/2004
Seit 1986 unterrichte ich Werker im Gartenbau an der Berufsschule und möchte die Behauptungen Herrn Reimanns nicht unwidersprochen lassen. Der Agrarbereich stellt laut Herrn Reimann 2 % aller Ausbildungsplätze. Davon werden in Hamburg 5 % mit Werkerauszubildenden besetzt, das sind dann 0,1 % der Ausbildungsplätze insgesamt, deutschlandweit wären es nach Herrn Reimann 0,5 % aller Ausbildungsplätze und in anderen Bundesländern um Hamburg herum 1 % Werkerausbildungsplätze im Gartenbau. Mit diesen Zahlen soll die Ausbildungsstatis-tik korrigiert werden können?
Richtig ist, dass die Werkerausbildung behinderten Auszubildenden die Möglichkeit bietet, eine Berufsausbildung zu durchlaufen und einen beruflichen Abschluss zu erwerben. Das Zugangskriterium Behinderung, im Falle unserer Schüler die Lernbehinderung, verwehrt nicht behinderten Bewerbern den Zugang zur Werkerausbildung, ganz gleich wie die Homepage des Ausbildungsträgers aussieht.
Herr Reimann bezeichnet es als Problem, dass die Werker im Gartenbau mit „Fremdarbeitern“ um die Arbeitsplätze konkurrieren müssen. Das gilt nicht nur für die Werker im Gartenbau, jeder Arbeitgeber und Arbeitnehmer muss in seinem Bereich mit qualifizierten und motivierten aus dem Ausland stammenden Mitbewerbern konkurrieren, und wer keine Qualifikation besitzt, hat den Wettbewerb von Anfang an verloren.
Die Sprache ist der Spiegel des Denkens. Die unbekümmerte Verwendung des Begriffs „Fremdarbeiter“ durch einen führenden Mitarbeiter der LWK Hamburg und dessen unreflektierter Abdruck durch eine seriöse Fachzeitschrift ist beschämend.
Gleichzeitig habe ich mit großem Interesse den Artikel von Frau Hormes in DEGA 14/2004 über den Gewächshausneubau der Jungpflanzenfirma Herrmann Welzel gelesen. Dieser Artikel hat mir für meinen Unterricht „Das Gewächshaus und seine Einrichtung“ Stoff geliefert, die Bilder, auch die aus der Anzeige der Firma Boeters, dienten der Veranschaulichung des Themas für meine Schüler, Werker im Gartenbau, 3. Lehrjahr, Fachrichtung Blumen und Zierpflanzenbau.
Besonders gefreut hat mich, dass zum Mitarbeiterstamm dieses hochmodernen Betriebs vier Werker im Gartenbau (im Text Fachwerker) gehören. Das sollte denen zu denken geben, die in einer Zeit zu knappen Lehrstellenangebots als Mitarbeiter von Kammern und Verbänden der Abschaffung der Werkerausbildung das Wort reden.
Friedrich-Karl Hildebrand, Timmendorfer Strand