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Alles Deko, oder was?

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Wenn ich heute manche Blumengeschäfte betrete, überfällt mich des Öfteren eine tiefe Wehmut, denn von Blumen ist nicht mehr viel zu sehen. Stattdessen sind Räume und Auslagen vollgestopft mit uniformiert aufgereihten Vasen, Töpfen und Figuren. Von den Decken rieseln Kaskaden von Kunstblumen im Baliplastiklook auf mich herab, und wenn ich die vielen präsentierten Hirsche zähle, meinte ich, wir wären wieder ein Volk von Jägern und Sammlern. Kasse und Bedienung sind dagegen gut versteckt. Meist finde ich sie hinter Unmengen von Kerzen, Karten, Räucherstäbchen und anderen „Glücklichmachern“ und – siehe da – so mancher Gartenzeitung. Letztere ist jedoch angebracht, denn sie erinnert mich daran, warum ich eigentlich gekommen bin!

Was bitte will man uns in solchen Räumen wirklich verkaufen? Und was muten sie uns zu, wenn wir im Frühjahr, erschlagen vor lauter apfelgrüner Dekoration, keinen zarten Frühlingsblüher mehr erkennen? Was fühlen wir, wenn zum Muttertag alles in knalliges Rot getaucht ist, als überdimensionale Konkurrenz zu einer kleinen, bescheidenen Rose? So werden uns Sinne und Werte zunichte gemacht, der ursprünglich liebevolle Aspekt des Schenkens geht dabei verloren. Die Verpackung erstickt uns und die Natur.

Um all dieses Gedöns von Schalen, Kugeln & Co. auch wirklich füllen zu können, braucht es meist eine Menge an gleichen Pflanzen, denn viel hilft viel. Die 20 Maiglöckchen sind schnell verblüht und 20 neue müssen her. Und so ist es zu verstehen, dass wir in so mancher Gärtnerei Krokus-, Lilien- oder Geranientage haben. Denn um Artenvielfalt geht es hierbei nicht, und was zählt schon eine einzelne Blüte?

Einst waren Blumengeschäfte ein Spiegelbild der natürlichen Jahreszeit. Hier konnte man sehen, erleben und riechen. Selbst kleine und traditionelle Pflänzchen wie das Veilchen hatten ihren Platz, die Zugabe waren Herkunft und Geschichte. So nahm der stolze Besitzer ein Stück lebendige Philosophie mit nach Hause und achtete das stille Geschenk.

Doch es gibt sie auch heute noch, diese wunderbaren und gewachsenen Garten­(t)räume. Sie liegen zwar oft versteckt. Doch einmal wiedergefunden riechen wir die frische Gartenerde, holen tief Luft in berankten, zeitlosen Gewächshäusern mit Raum für freilaufende Pflanzen und Menschen. Hier findet man noch manche Rarität und kauft meist mehr, als man wollte. Und an der Kasse werden unsere Schätze in altes Zeitungspapier verpackt, gemeinsam mit einem Rat für Pflege und Hilfe.

Und zufrieden gehen wir dann nach Haus: Ein schöner Blumenladen ist ein schöner Blumenladen, ist ein Blumenladen ...

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