Friedhofsgärtner stehen am besten da
Zeitnah liegen die Auswertungen der Rohabschlüsse aus dem Jahr 2009 von 411 baden-württembergischen Gartenbaubetrieben vor. Diese Zahlen sind zwar nicht repräsentativ, zeigen jedoch einige wichtige Trends auf.
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Durch eine enge Zusammenarbeit der Buchstellen, des Zentrums für Betriebswirtschaft im Gartenbau in Hannover sowie des Ministeriums für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz Baden-Württemberg kann der frühe Veröffentlichungszeitpunkt gesichert werden.
Die Sparten mit der höchsten Rentabilität sind der Gemüsebau und der Friedhofsgartenbau (Tabelle 1). Im Vergleich zum Vorjahr fällt der niedrige Wert bei den Baumschulen auf. Die Handelsbetriebe haben ihren Reinertrag leicht verbessern können. Die anderen Sparten schnitten ungefähr auf dem Vorjahresniveau ab.
Die Zierpflanzenbaubetriebe mit indirektem Absatz hielten den Umsatz auf Vorjahresniveau. Das Verhältnis zwischen Netto-Arbeitsproduktivität und dem durchschnittlichen Lohnaufwand überschreitet den empfohlenen Minimumwert von 5000 €. Für fast 29 % der Betriebe trifft dies aber nicht zu (Tabelle 2). Trotz der relativ guten arbeitswirtschaftlichen Situation und des gehaltenen Umsatzniveaus sank die Rentabilität und liegt nun auf einem Gewinnniveau von knapp 47000 € pro Familien-AK. Gut die Hälfte der ausgewerteten Betriebe schaffte keinen positiven Reinertrag (Tabelle 3). Schaut man sich bei den identischen Betrieben die Entwicklung der wichtigsten Aufwandspositionen pro Quadratmeter Glasfläche näher an, verzeichnet die Position Saat- und Pflanzgut die stärkste Steigerung (3,9 % mehr als 2007). Der Heizmaterialaufwand sank um 1,32 € pro m2 Glasfläche.
73 % der Zierpflanzenbaubetriebe mit direktem Absatz (Einzelhandelsgärtner) konnten auch 2009 im Durchschnitt keinen positiven Reinertrag erwirtschaften – eine leichte Verbesserung gegenüber den beiden Vorjahren (Tabelle 3). Der Gewinn pro Familien-AK beträgt knapp 29000 € und ist der niedrigste Wert unter den ausgewerteten Sparten. Der Umsatz ging leicht zurück, während Baumärkte beispielsweise ein Plus von 7 % verzeichnen konnten. Erklärbar ist dies damit, dass die Orientierungsdaten die Zahlen von Einzelhandelsgärtnern auswerten, die mit einer durchschnittlichen Umsatzhöhe von etwas über 300000 € relativ kleine Betriebe bewirtschaften. Diese konnten offensichtlich den trotz Wirtschaftskrise florierenden Markt nicht für Zuwächse nutzen.
Die langfristige Umsatzentwicklung der Erfolgsgruppen (Drittel) geht stark auseinander. Erfolgreiche Einzelhandelsgärtner starteten im Jahr 1997 im Vergleich zu den Betrieben des dritten Drittels bereits bei einem mit rund 400000 € doppelt so hohen Umsatzniveau. Dieses konnten sie bis 2009 auf rund 600000 € steigern, während das dritte Drittel über einen Zeitraum von 13 Jahren keine Umsatzsteigerung erreichen konnte. Man muss feststellen: Die durchschnittliche Umsatzhöhe von 300000 € ist für eine angemessene Rentabilität in der Regel zu niedrig. Nur das erste Drittel erreicht bei einer Umsatzhöhe von 560000 € einen positiven Reinertrag (5 % vom Betriebsertrag) und einen Gewinn pro Familien-AK in Höhe von etwas über 50000 €.
Für die Handelsbetriebe war 2009 ein eher gutes Jahr. Vor allem die Betriebe mit direktem Absatz erreichten eine deutliche Umsatzsteigerung. In besonderem Maße trifft dies auf die Betriebe des ersten Drittels zu. Somit erreichte der durchschnittliche Reinertrag einen knapp positiven Wert. Nur noch die Hälfte musste einen negativen Reinertrag akzeptieren nach deutlich höheren Werten in den Vorjahren. Der durchschnittliche Gewinn pro Familien-AK lag knapp unter 37000 €.
Die Ergebnisse der 41 ausgewerteten Gemüsebaubetriebe überraschen positiv. Die arbeitswirtschaftliche Situation stellt sich im Vergleich zu den beiden Vorjahren sehr positiv dar. Im Durchschnitt kamen die Betriebe auf einen Reinertrag von etwas über 10 % vom Betriebsertrag und einen Gewinn pro Familien-AK in Höhe von knapp 93000 €. Allerdings bleibt für 39 % der Betriebe die Rentabilität unbefriedigend.
Die identischen Gemüsebaubetriebe konnten ihre Umsätze gegenüber 2007 um 12 % steigern. Die Unterglasfläche der ausgewerteten indirekt absetzenden Betriebe wächst fortlaufend und erreicht inzwischen durchschnittlich über 6500 m². Dies könnte ein Ursachenhinweis auf die erfreuliche Entwicklung in Baden-Württemberg sein.
Die gute Rentabilität der Gemüsebaubetriebe geht vermutlich in erster Linie auf die Umsatzsteigerungen zurück. Denn mit Ausnahme der Aufwendungen für Handelsware stiegen bei den identischen Betrieben alle anderen wichtigen Aufwandspositionen. Auffallend sind die starken Steigerungen der flächenbezogenen Aufwendungen für Saat- und Pflanzgut und für Löhne (plus 16 %).
Das vergangene Jahr war für die 26 ausgewerteten Baumschulbetriebe kein herausragendes Jahr. Mit einem Reinertrag von 4,1 % vom Betriebsertrag und einem Gewinn pro Familien-AK in Höhe von knapp 53000 € liegen die Betriebe deutlich unter den Werten der beiden Vorjahre. Der Anteil der Betriebe ohne Reinertrag stieg auf etwas über die Hälfte. Die Hauptgründe dürften auf der Aufwandsseite liegen. Während die betrieblichen Umsätze der identischen Betriebe gegenüber dem Vorjahr nur leicht nachgaben, stiegen die flächenbezogenen Aufwendungen für Saat- und Pflanzgut (plus 41 %) und für Löhne (plus 17 %) in erheblichem Maße. Die Nettoarbeitsproduktivität sank um 8 %. Die Baumschulbetriebe haben mit einem durchschnittlichen Lohnaufwand pro AK von etwas unter 27000 nach den GaLaBau-Betrieben das zweithöchste Niveau erreicht. Bei den identischen Betrieben stieg dieser Wert gegenüber 2007 um 8 %! Die mit 37 % relativ hohe Lohnquote drückt diese Entwicklung ebenfalls aus. Tabelle 2 zeigt, dass rund ein Drittel der Baumschulbetriebe deutliche arbeitswirtschaftliche Probleme hat. Der höchste Wert aller Sparten!
Die 26 ausgewerteten Friedhofsgartenbaubetriebe erwirtschaften im Durchschnitt 63 % ihres Umsatzes aus Dienstleistungen. Mit etwas über 10 % vom Betriebsertrag liegt der Reinertrag auf vergleichsweise hohem Niveau. Der durchschnittliche Gewinn pro Familien-AK beträgt 65000 €. Stellt man die Zahlen identischer Betriebe der drei vergangenen Jahre nebeneinander, fallen die Minuszahlen sowohl auf der Ertrags- als auch auf der Aufwandsseite auf. Während die Umsatzzahlen gegenüber dem Vorjahr nur geringfügig zurückgingen, fallen deutliche Rückgänge vor allem bei den auf die Mitarbeiterzahl bezogenen Aufwendungen für Material und Handelsware auf. Auch bei den durchschnittlichen Lohnaufwendungen zeigt sich das gleiche Bild. Allerdings ging gleichzeitig auch die Nettoarbeitsproduktivität zurück. Immerhin stieg der in Tabelle 3 ausgewiesene Anteil der Betriebe ohne positiven Reinertrag auf ein zuletzt zur Jahrtausendwende da gewesenes Niveau von 27 % an.
Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise schlugen sich die 53 ausgewerteten GaLaBauBetriebe wacker. Der betriebliche Umsatz ging bei den identischen Betrieben gegenüber dem Vorjahr nur um 1 % zurück. In gleichem Maße sank der betriebliche Aufwand. Auffallend ist der starke Rückgang des auf die Mitarbeiterzahl bezogenen Materialaufwands. Der durchschnittliche Lohnaufwand sank um 1,2 %. Allerdings verringerte sich die Netto-Arbeitsproduktivität noch etwas stärker (minus 1,5 %). Der in Tabelle 2 ausgewiesene Abstand zum Lohnaufwand pro AK liegt weiterhin unterhalb der empfohlenen 5000-€-Marke. Die Rentabilität fiel mit einem Reinertrag von 2,7 % und einem Gewinn pro Familien-AK durchschnittlich aus. 43 % der Betriebe schafften keinen positiven Reinertrag (Tabelle 3).
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