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Gartenbau

Pläne scheitern oft an der Finanzierung

Am Niederrhein gibt es nach wie vor Überlegungen zu großen, zusammenhängenden Gartenbauflächen (Agro-parks). Häufig scheitern Pläne an der Finanzierung. Deshalb lud die Initiative „Agrobusiness Niederhein“ für den 19. April nach Neuss zu einem Gespräch zwischen Banken, Gärtnern und Wirtschaftsexperten ein.

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Dr. Helmut Linssen, Finanzminister des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW), bezeichnete die Agrarbranche mit einem Umsatz von 5,4 Mrd. € und 400000 Beschäftigen als „stillen Riesen“ im Lande. „Die Branche hat eine wirtschaftliche Dynamik und sie ist sehr innovativ“, sagte Linssen über den Gartenbau. Neben den verschiedenen Förderprogrammen, mit denen das Land die Branche unterstützt, erwähnte Linssen vor allem die Leistungen der NRW-Bank. Diese ist eine Bürgschaftsbank und kann dabei helfen, Kredite über Landesbürgschaften abzusichern. „Dieses Angebot wird von Landwirtschaft und Gartenbau nicht genutzt“, berichtete der Minister in Neuss. Andere Bundesländer fördern ihre Wirtschaft ebenfalls durch die Hilfe einer Bürgschaft. Mit der Landwirtschaftlichen Rentenbank gibt es ein weiteres, dem Berufsstand nahe stehendes Institut, das mit Bürgschaften helfen kann. Diese Bank arbeitet bundesweit.

Warum Bürgschaften bei der Finanzierung wichtig sein können, zeigen die Flächen, die heute für neue Betriebe als erstrebenswert gelten: Ein Gemüsebetrieb sollte mit mindestens 5 ha starten, im Zierpflanzenbau gelten 2 ha für Neubauten als wirtschaftlich. Dabei sind schnell Summen erforderlich, die nicht über den Wert des Grundstücks abgesichert werden können. Gärtner erwirtschaften Zins und Tilgung in der Regel aber ohne Probleme aus der laufenden Produktion. Hinzu kommt, dass viele Betriebe saisonabhängig arbeiten und Betriebsmittel oft über längere Zeit vorfinanzieren müssen.

Heinrich Hiep, Präsident des Landesverbands Gartenbau Rheinland, erklärte, dass der Druck auf die Betriebe immer mehr steige. Wer jetzt nicht in Sachen Energie, Logistik oder Wassermanagement fit sei, habe in der Zukunft kaum eine Chance. Dagegen seien die Gärtner in den Niederlanden vielfach besser aufgestellt: „Summen von 2 bis 3 Mio. € sind da schnell zusammen. Hier am Niederrhein wissen die Banken, wie die Betriebe wirtschaften. Anderswo führt das schnell zu Schwierigkeiten bei der Finanzierung“, erklärte Hiep. Gärtner führen in der Regel einen Familienbetrieb – doch nicht selten werden 15 und mehr Mitarbeiter beschäftigt. „Auch die Familien der Mitarbeiter hängen vom Erfolg des Betriebs ab“, unterstrich Hiep.

„Ohne große Einheiten haben wir keine Zukunft“, ist die Meinung von Henning Schmidt, Vorstandsvorsitzender des Vermarkters Landgard. Bei Gemüse verhandeln in Europa heute noch 31 Einkäufer für die großen Konzerne, bei Zierpflanzen ist das „zum Glück“ noch anders. Doch laut Schmidt, der leidenschaftlich für größere Flächen in ganz Deutschland plädiert, geht die Entwicklung bei Blumen in eine ähnliche Richtung.

Neben den fehlenden Sicherheiten für die relativ großen Investitionen spiele die Bewertung der Betriebe durch die Banken eine wichtige Rolle. Verlassen sich die Institute zum Beispiel auf die Zahlen aus den Erhebungen des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), kommen ganz andere Zahlen heraus als aus den Erhebungen des Zentrums für Betriebswirtschaft im Gartenbau (ZBG), Hannover. Torsten Wolf, Beratungsleiter bei der Landwirtschaftskammer NRW, erklärte den Grund: „Beim BMVEL werden 330 Betriebe miteinander verglichen, beim ZBG sind es 630. Die Gewächshausflächen beim ZBG-Vergleich sind größer, die Betriebe haben mehr Mitarbeiter, einen fast dreimal so hohen Unternehmensertrag und einen erheblich höheren Gewinn. Bei der Bewertung durch eine Bank spielen solche Zahlen eine wichtige Rolle.“ Nimmt man nur die 261 Betriebe aus NRW, sieht der Vergleich der Zahlen im ZBG noch einmal besser aus.

Fazit für die Praxis: Beim Gespräch mit Banken darauf achten, dass die richtigen Zahlen für die Bewertung von Betrieben herangezogen werden. Die Banken am Niederrhein haben auf den Gartenbau spezialisierte Berater – ein Fachmann, der sich mit Landwirtschaft allgemein beschäftigt, reicht im Zweifel nicht aus. Bei fehlenden Sicherheiten sollte man die Angebote der verschiedenen Bürgschaftsbanken nicht vergessen, auch wenn sich die eine oder andere Geschäftsbank damit schwertut.

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