Land fördert nachhaltige Baumschulwirtschaft
Um die Baumschulbranche zukunftsfest aufzustellen, fördert die Landesregierung Schleswig-Holstein den Aufbau eines Modellbetriebs sowie die Einrichtung einer Koordinierungsstelle im Rahmen des Projekts „Nachhaltige Baumschulwirtschaft in Schleswig-Holstein“ mit 850.000 EUR. Koordiniert und durchgeführt wird das Projekt durch die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) am Standort in Ellerhoop.
von Landesverband Schleswig-Holstein im Bund deutscher Baumschulen (BdB) erschienen am 12.07.2024Der Kreis Pinneberg gilt als eines der größten geschlossenen Baumschulgebiete weltweit. Die Wurzeln des regionalen Baumschulclusters reichen über 250 Jahre zurück. Dabei erfolgte eine Spezialisierung der Betriebe über den gesamten Sortimentsbereich von Gehölzen der gemäßigten Klimazone (unter anderem Bäume, Forstpflanzen, Rosen und Ziergehölze). So stammt jede zweite Freilandrose und jede dritte Forstpflanze aus dem Pinneberger Baumschulland („Wiege des Waldes“). Rund 300 Baumschulen in Schleswig-Holstein erzielen mit rund 2.500 Mitarbeitenden einen Jahresumsatz von knapp 200 Mio. EUR.
Mit Blick auf den Klimawandel nehmen die Baumschulen im Land eine Schlüsselfunktion ein. Gehölze helfen, die Effekte des Klimawandels zu mildern und ermöglichen im Wald durch den Umbau zu artenreichen Mischwäldern den Fortbestand als bedeutende CO2-Senke, Natur- und Erholungsraum.

Ziel des Projekts ist es daher, verschiedene Verfahren und Techniken hin zu noch mehr Nachhaltigkeit zu testen und im engen Austausch mit der Branche in die Praxis zu bringen. Anne Benett-Sturies, Staatssekretärin im Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz des Landes Schleswig-Holstein (MLLEV), überreichte am 11. Juli 2024 einen Förderbescheid an die Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Ute Volquardsen.
„Der BdB Schleswig-Holstein begrüßt die Entscheidung der Landesregierung und betrachtet die Förderung auch als Anerkennung der von den Baumschulen bisher schon erstrebten und erreichten nachhaltigeren Gehölzproduktion. Der weitere Rückgang des chemischen Pflanzenschutzes, des Torfersatzes und des noch sparsameren Umgangs mit Ressourcen erfordert Forschungs- und Versuchsleistung, die einzelne Betriebe nicht leisten können. Als Berufsverband der Baumschulwirtschaft in Schleswig-Holstein werden wir alles tun, um mit der Unterstützung durch die Politik den gesamtgesellschaftlichen Anforderungen dauerhaft gerecht zu werden“, sagte Niels Reinke, 1. Stellvertretender Vorsitzender des Baumschul-Landesverbandes.
Das Projekt ist auf 4 Jahre ausgelegt. In einem ersten Schritt werden Informationen zum aktuellen Stand nachhaltiger Verfahren und Techniken gesammelt sowie die Übertragbarkeit auf die Gehölzproduktion in Schleswig-Holstein geprüft. Anschließend sollen Lösungsansätze im Modellbetrieb auf Praxistauglichkeit getestet und der baumschulischen Praxis im Land zur Verfügung gestellt werden. Kernthemen werden dabei unter anderem folgende sein:
- Entwicklung und Implementierung innovativer, nachhaltiger Pflanzenschutzverfahren
- Entwicklung wassersparender Bewässerungsverfahren und -konzepte
- Möglichkeiten der Nutzung torfreduzierter Substrate prüfen
- Nutzung von nachhaltigen, organischen Düngern
- Möglichkeiten des Einsatzes von Mehrweg- und Recyclingprodukten statt Einweg-Kunststoffen prüfen
- Einsatz von erneuerbaren Energiequellen (zum Beispiel Photovoltaik) sowie alternativer Antriebe (e-Mobilität) und autonomer Geräteträger (Feldroboter) prüfen
Um die Nähe zur Praxis im Verlauf des Projekts sicherzustellen, wird ein Fachbeirat aus Baumschulakteuren, Verbänden, Beratungsringen, dem Kreis Pinneberg sowie dem Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) den Prozess begleiten. Zudem sollen Versuche nicht nur im Gartenbauzentrum Ellerhoop angelegt, sondern auch in einer Reihe von Leitbetrieben durchgeführt werden.
Dr. Frank Schoppa, Geschäftsführer des BdB Schleswig-Holstein, dankte der Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Ute Volquardsen, und dem Leiter des Gartenbauzentrums Schleswig-Holstein, Jan-Peter Beese, für die Unterstützung des Projektes. Besonderer Dank gebühre dem Versuchsleiter des Gartenbauzentrum in Ellerhoop, Dr. Andreas Wrede, für die Konstruktion des Vorhabens mit Modellbestrieb und Koordinierungsstelle. „Mit dem speziellen, ganzheitlichen Versuchsansatz konnten wir die Politik überzeugen. Wir danken ausdrücklich den Landtagsabgeordneten Birte Glißmann, baumschulpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, und Dirk Kock-Rohwer, agrarpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion der GRÜNEN, für ihre umfassende Unterstützung des Vorhabens.“
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